Mit GA4 rückt die Nutzerzentrierung in den Fokus – und führt somit wahrscheinlich zu vermeintlich besserer Website-Performance. Worauf Sie jetzt achten müssen und wie Sie die neuen Zahlen richtig interpretieren, erfahren Sie in diesem Beitrag rund um Google Analytics 4 Sessions.
In Universal Analytics (UA) umfasst eine Session die Interaktionen zwischen Nutzern und Ihrer Website, die über einen definierten Zeitraum aufgezeichnet werden. Eine Google-Analytics-4-Session umfasst darüber hinaus die Interaktionen zwischen Nutzer und App. Neu: In GA4 werden Session-basierte Kennzahlen nach neuen Nutzern statt nach Gesamtnutzern aufgeschlüsselt. Seitenaufrufe nach Traffic-Quellen weisen jetzt die Anzahl der neuen Nutzer aus – also Nutzer, die zum ersten Mal mit Ihrer Website interagieren. Zudem liegen den Kennzahlen jetzige (aktive) Nutzer zugrunde: Nutzer, die mit Ihrer Website in jüngster Vergangenheit interagiert haben – in UA basierten diese Daten bisher auf der Zahl der Gesamtnutzer. Als aktive Nutzer gelten diejenigen, die mindestens eine „engaged session“ (mehr dazu weiter unten) hatten.
In Google Analytics 4 spielen Sessions also eine geringere Rolle als bisher. Stattdessen liegt der Fokus auf den Nutzern selbst. Es ist daher davon auszugehen, dass Ihnen Google Analytics 4 eine größere Anzahl an aktiven Nutzern nennen wird, als es Universal Analytics getan hat. Dieser Anstieg geht aber folglich nicht zwingend auf eine verbesserte Performance Ihrer Website zurück, sondern kann an der Neugewichtung von GA4 Sessions und Nutzern liegen.
Generell beginnt in Google Analytics 4 eine Session mit dem, automatisch bei Aufruf einer Website ausgelösten, „session_start“-Event und kann auf zwei Wegen beendet werden:
- Zeitbasiertes Ende: Entweder wird beim Nutzer eine 30-minütige Inaktivitätsspanne nach einer Interaktion auf der Website festgestellt oder er verlässt Ihre Website und die 30-minütige Inaktivität wird ebenfalls registriert. Sollte sich eine Google Analytics 4 Session über zwei Tage erstrecken, würde die Session in diesem Fall um Mitternacht beendet und eine zweite ausgelöst.
- Kampagnenänderung: Sollte ein Nutzer durch eine Suchmaschine auf Ihre Website gelangen, so würde bei der Kampagne „organisch“ festgesetzt werden. Verlässt dieser Nutzer Ihre Website und klickt in der Suchmaschine auf eine Ihrer bezahlten Werbeanzeigen – bevor eine Inaktivität festgestellt wird – und landet dann erneut auf Ihrer Website, so würde eine Kampagnenänderung festgestellt werden.
In Universal Analytics würden im Fall der Kampagnenänderung zwei Sessions festgestellt werden: Eine Session des Nutzers über die organische Quelle und eine über die bezahlte Werbung. Google Analytics 4 hingegen würde nur eine Session zählen – im Vergleich zu Universal Analytics hat GA4 hier also die Nase vorn. Selbst bei einem zeitbasierten Ende, wenn eine Session über zwei Tage dauert, würde GA4 die Sitzung bei beiden Tagen aufführen, aber nur einmal zählen.
Auch hier lassen sich vermutlich Veränderungen in den KPIs beobachten: Erschrecken Sie sich also nicht, wenn Ihnen Google Analytics 4 eine niedrigere Gesamtzahl an Sessions anzeigt. Die Verschiebung der Bemessungsgrundlage kann dafür verantwortlich sein.
Engagement-KPIs: Tschüss, Absprungrate!
Bei GA4 verschwindet die altbekannte Absprungrate gänzlich. Google definiert die Absprungrate wie folgt: „Ein Absprung ist der Besuch einer einzigen Seite auf Ihrer Website.“ In Universal Analytics wurden Nutzer, die eine Seite aufriefen, einen langen Artikel lasen oder bis zum Ende der Seite scrollten und dann die Seite verließen, als Absprung gezählt. Würde man sich diese Absprungraten vor Augen führen, könnte man schnell zur Annahme gelangen, dass jede Seite mit einer 100-prozentigen Absprungrate in sich „schlecht“ ist. Dies muss jedoch nicht der Fall sein – wichtig ist in diesem Kontext die Betrachtung weiterer Kennzahlen. In Google Analytics 4 verdrängen die Engagement-KPIs die Absprungrate. So werden Sessions in „engaged sessions“ und den Gesamt-Sessions unterteilt. Eine Session gilt dann als „engaged“, wenn mindestens eines der folgenden drei Kriterien erfüllt ist:
- Die Sitzung dauert mindestens 10 Sekunden,
- es wurde mindestens ein Conversion-Event erfüllt (etwa ein Klick oder Download)
- es wurden mindestens 2 Seitenaufrufe getätigt.
Die Dauer dieser Session wird mit der „engagement time“ gemessen. Dabei wird betrachtet, wie lange eine Website im Browser oder eine App auf dem Smartphone im Vordergrund aktiv war. Letztlich lassen sich alle „engaged sessions“ ins Verhältnis zu den Gesamt-Sessions setzen, welches durch die „engagement rate“ ausgedrückt wird. Die „engagement rate“ ersetzt dabei die Absprungrate.
Sie möchten mehr über Google Analytics 4 erfahren? In unserem Beitrag „GA4 Events: Flexibel die eigene Performance messen“ lernen Sie das Wichtigste über das neue Datenmodell. Grundlegendes zum neuen Analytics erfahren Sie hingegen im Beitrag „Google Analytics 4: Vorteile & mehr“.